Schulkultur & Verantwortung

„An unserer Schule dürfen wir sehr viel selbst entscheiden. Das ist vielleicht nicht jedermanns Sache, aber trotzdem gut und wichtig für uns.“

Ein hohes Maß an Mitbestimmung verlangt Verantwortung aller Akteure. Das zeigt sich in unserer Schule sowohl in den organisatorischen Strukturen (PL-Tandems in GS und Sek, Jahrgangsteams, Fakos etc. als Entscheidungsgremien) als auch in den verschiedenen Formen des Unterrichts selbst. Entscheidungen werden allein und gemeinsam getroffen. Genau da fängt Verantwortung für uns an.

Es geht an unserer Schule um erfahrbare Partizipation, die die Interessen, Bedürfnisse und Wünsche der Gemeinschaft und Einzelner berücksichtigt. So entstehen Rahmen, die gemeinsam verhandelt, gesetzt, evaluiert und entwickelt werden. Verantwortung – versteht man sie freiheitlich-demokratisch – muss von allen getragen werden. Nur so kann Gemeinschaft gelingen. Diese Notwendigkeit verstehen wir als eine wichtige Grenze der individuellen Freiheit und gleichwohl als gemeinschaftliche Herausforderung und Chance. Es ist für uns ein elementares Bildungsziel, sich aktiv und verantwortlich einzubringen. Verantwortung als Bildungsinhalt bezieht sich dabei genauso auf Aspekte der Individualität, wie auf die des Zusammenlebens und die des Umgangs mit Ressourcen.

Wie nähern wir uns diesem Ziel?

Eigenverantwortung

  • Lernende erfahren sich bereits ab Klasse 1 in verschiedenen Situationen des Schulalltages als wichtiger Teil einer gelingenden Gemeinschaft (Abstimmung, Diskussionen, Mitwirkung in Gremien, Teilnahme an AGs etc.)
  • Im Unterricht (Freie Werkstätten, gebundene Werkstätten, Freiarbeit, Lernen im Projekt bzw. in eigenverantwortlich gestalteten Unterrichtssequenzen sowie Gestaltung von Morgenkreisen durch einzelne Lernende)
  • Schüler suchen sich im Rahmen der Freien Werkstatt (Klasse 10) eine eigene Herausforderung
  • Schüler der Sek II können mit der „Greencard“ eigenverantwortlich entscheiden, je zwei Tage pro Semester am Unterricht nicht teilzunehmen
  • Lehrer verwalten eigenverantwortlich ein Jahres- bzw. Monatsbudget mit dem sie Anschaffungen für den Unterricht tätigen
  • Umgang mit eigenen Ressourcen und Potentialen als wiederkehrendes Thema (Auswertungsbögen, Prozessportfolio etc.)

Soziale Verantwortung

  • „Dürfen wir ein eigenes Projekt anleiten und durchführen?“ 9/10er gestalten die Mittagsfreizeit (MFZ), bieten Projekte an, die die 5/6er an zwei Tagen der Woche besuchen
  • Unterricht ist vielfach am Prinzip des solidarischen Lernens angelegt (gemeinsames Lernen in leistungs- und abschlussheterogenen Gruppen, Werkstattunterricht, dialogisches Lernen, Lernpatenschaften etc.)
  • Schüler engagieren sich mit verschiedenen Aktivitäten, Projekten und Wettbewerben für die Gemeinschaft bzw. Gesellschaft (Schulsanitätsdienst, Hausaufgabenhilfe, Babyprojekt, Zirkus macht stark, Tansanialauf etc.)
  • Solidarische Schulpartnerschaft mit einer Schule in Tansania (Schulpatenschaft, Tansanialauf zur Finanzierung des Projekts (Einnahmen bisher ca. 10 000 Euro))
  • Finanzierung von „Stolpersteinen“ (Erinnerungskultur für Opfer der Holocaust) durch Preisgelder, die die Schüler bei Wettbewerben gewonnen haben
  • Gemeinsame Projekte mit Kindern des Asylbewerberheims (Fußballturnier, Zirkusprojekt, Sommerfest etc.)
  • In Gesprächssituationen achten alle auf respektvolle und würdigende Kommunikation (gemeinsam festgelegte Gesprächsregeln, wertschätzendes Feedback etc.)
  • Regelmäßige Klassenratszeiten in den Stammgruppen
  • Entscheidungen, die die Gruppen betreffen, werden im Sinne einer demokratischen Rede- und Entscheidungskultur besprochen und abgestimmt (Klassenfahrten, Raumgestaltung, Dienste, Schlafnächte etc.)
  • Konflikte werden gesehen und Lösungen gemeinsam erarbeitet (konstruktiver Umgang z.B. durch geschulte Mediatoren oder Sozialarbeiterin)
  • Die Stammgruppenfahrten stärken das soziale Miteinander in besonderen Situationen (Zelt- und Radtouren, Arbeit- und Freizeitwoche im Wald, Selbstversorgung etc.)
  • Alle Stammgruppen sind für die Reinigung ihrer Räume und z.T. für die Außenreinigung verantwortlich. Darüber hinaus übernehmen alle Stammgruppen in der Mensa die Gestaltung des Mittagessens (Eindecken der Tische, Auftragen des Essens etc.)
  • Durch Basare oder größere Veranstaltungen (Dinnerabend, Salonabend etc.) verdienen sich die Schüler Geld, das bspw. für Fahrten oder den Abiball verwendet wird
  • An regelmäßigen „Elternaktionstagen“ gestalten oder renovieren Eltern, Schüler und Lehrer gemeinsam die Räumlichkeiten der Schule. Aktive Unterstützung wird auch bei der Durchführung von Projektwochen, Präsentationen und Festen gegeben
  • Pädagogische, inhaltliche, organisatorische oder institutionelle Entscheidungen werden mit Hilfe adäquater demokratischer Entscheidungsverfahren im Team getroffen
  • Lehrer wählen ihre Pädagogische Leitung als gleichberechtigtes Leitungs-Tandem
  • Jahrgangs-, Fakoteams- und Koordinatorenteams haben bei entsprechender Legitimation durch das Team Entscheidungsrechte
  • Das eigens vom Team entwickelte Arbeitszeitmodell staffelt Gehalt nicht nach Lehrbefähigung, sondern durch Faktorisierung von Arbeitszeit
  • Schulgeldermäßigungen erfolgen durch ein Solidarprinzip, um auch finanziell schlechter gestellten Familien den Schulbesuch dauerhaft zu ermöglichen
  • Aktive Mitarbeit der Schüler bei der Bewerbung zum Deutschen Schulpreis 2014 (Layout Anhang, Technischer Support, inhaltliche Impulse)

Verantwortung für Ressourcen

  • Energiegewinnung durch eine hauseigene Solaranlage
  • Entwicklungs- und umweltpolitischer Tag 9/10 (von Schülern für Schüler)
  • Fair-Trade- Schülercafé
  • Imker AG
  • Verantwortung für Ressourcen als wiederkehrendes Thema im Unterricht

Daran erkennen wir, dass wir auf einem guten Weg sind:

  • „Auf dieser Schule wird einem über Hindernisse geholfen und es ist eigenes Organisationstalent gefragt.“
  • „Wir haben viel Arbeitsspielraum.“
  • „Gruppenarbeiten und eigenverantwortliches Arbeiten sind typisch für die WiR“
  • Rege Beteiligung und hohes Engagement der Lernenden bei Aktionen, Projekten und Wettbewerben (Wahlbeteiligung U-18 Wahl, mehrere Preise für Jugend-forscht-Projekte mit Nachhaltigkeitsbezug, Erfolge bei gesellschaftspolitischen Wettbewerben (Geschichtswettbewerb, Jugend-debattiert, Schülerzeitung), Tansanialauf etc.)
  • „WiR stehen für freie persönliche Entfaltung. Mitbestimmung und Freiheiten sind wichtige Punkte.“

Daran arbeiten wir weiter:

  • Das Übernehmen und Tragen von Verantwortung ist ein stetig zu bearbeitendes Feld
  • Derzeit arbeiten wir an einer „Gemeinwohlmatrix“ die verschiedene Perspektiven unter den Gesichtspunkten „Ökologie“, „Soziales“ und „Ökonomie“ zusammenfasst. Langfristig kann diese Matrix als Orientierungs- und Entscheidungshilfe fungieren